Die Migration einer VirtualBox-VM nach Proxmox ist unkompliziert, kann jedoch zu Problemen beim Booten führen, wenn die Boot-Reihenfolge, der Bootloader oder die Partitionstabelle nicht korrekt übertragen wurden. Dabei kann es vorkommen, dass die Festplatte nach dem Import in Proxmox lesbar ist, die VM jedoch nicht startet.
1. Export der VirtualBox-VM
Zunächst wird die VM aus VirtualBox exportiert. VirtualBox bietet die Möglichkeit, VMs im OVA-Format zu exportieren, das für die Migration auf andere Virtualisierungslösungen geeignet ist.
- Die VM in VirtualBox auswählen.
- Im Menü Datei > Export Appliance die OVA-Option wählen und die Datei speichern.
Das OVA-Format enthält die Festplatte und die Konfigurationsdateien der VM.
2. Entpacken und Konvertieren der Festplatte
Nach dem Export wird die OVA-Datei entpackt. Eine OVA-Datei ist eine TAR-Datei, die die VMDK-Dateien (virtuelle Festplatten) und andere Konfigurationsdaten enthält. Um die Datei zu entpacken, kann folgender Befehl verwendet werden:
1 |
tar -xvf /path/to/your/file.ova -C /path/to/extract |
Im entpackten Ordner befindet sich die VMDK-Datei. Diese wird in ein Format konvertiert, das von Proxmox unterstützt wird. Für die Konvertierung eignet sich das qcow2
-Format, das mit Proxmox gut zusammenarbeitet. Der folgende Befehl konvertiert die Festplatte:
1 |
qemu-img convert -f vmdk -O qcow2 /path/to/vmdkfile.vmdk /var/lib/vz/images/<VMID>/vm-<VMID>-disk-0.qcow2 |
3. Erstellen der VM in Proxmox und Anfügen der Festplatte
Eine neue VM wird in Proxmox erstellt. Dabei werden die Hardware-Einstellungen (z.B. RAM, CPU) denjenigen der VirtualBox-VM angepasst. Nach der Erstellung der VM wird die konvertierte Festplatte in das Verzeichnis /var/lib/vz/images/<VMID>/
auf dem Proxmox-Server kopiert. Die VM-Konfiguration wird so angepasst, dass die Festplatte korrekt eingebunden wird, z.B. als virtio0
.
4. Überprüfen der Boot-Reihenfolge und Partitionen
Wenn die VM nach dem Import lesbar ist, aber nicht bootet, könnte dies an einer fehlerhaften Boot-Reihenfolge oder einem beschädigten Bootloader liegen.
Boot-Reihenfolge überprüfen (über Proxmox Web-GUI)
Die Boot-Reihenfolge lässt sich direkt über die Proxmox Web-GUI überprüfen und anpassen:
- Im Proxmox Web-GUI die VM auswählen.
- Im Tab Hardware auf Optionen klicken.
- Unter Boot-Reihenfolge können die Startgeräte der VM angeordnet werden. Hier wird die Festplatte als erstes Startgerät festgelegt, oder es können andere Geräte wie CD/DVD-Laufwerk oder Netzwerkadapter gesetzt werden.
- Änderungen speichern.
Boot-Reihenfolge überprüfen (über CLI)
In der Konfigurationsdatei der VM sollte die richtige Boot-Reihenfolge eingestellt sein. Die Datei /etc/pve/qemu-server/<VMID>.conf
kann überprüft werden, um sicherzustellen, dass die Boot-Reihenfolge korrekt angegeben ist:
1 |
boot: order=scsi0;ide2;net0 |
Neuinstallation des Bootloaders
Falls der Bootloader beschädigt oder nicht korrekt installiert ist, kann er mit den folgenden Schritten neu installiert werden:
- Die VM von einer Live-CD (z. B. Debian- oder Ubuntu-Live-CD) starten.
- Die Festplatte mounten, um auf das Root-Verzeichnis zugreifen zu können:
-
123456mount /dev/sda1 /mnt # /dev/sda1 ist die Root Partition der Festplattemount --bind /dev /mnt/devmount --bind /proc /mnt/procmount --bind /sys /mnt/sysmount --bind /boot /mnt/boot # nur notwendig wenn eine separate boot Partition verwendet wurdechroot /mn
- Den Bootloader neu installieren und die Chroot Umgebung verlassen:
-
123grub-install /dev/sdaupdate-grubexit
- Die VM neu starten und die Live-CD entfernen, falls erforderlich.
Partitionstabelle überprüfen
Die Partitionstabelle der Festplatte sollte überprüft werden, um sicherzustellen, dass das Boot-Flag korrekt gesetzt ist. Tools wie parted
oder gdisk
bieten diese Möglichkeit:
1 |
parted /dev/sda print |
by Speefak