Windsurfen

windsurfen_150x120Windsurfen ist eine Wassersportart, bei der man, auf einem Surfbrett stehend, ein Segel zur Fortbewegung nutzt. Das Segel ist freibeweglich (drehbar und kippbar) mit dem Brett verbunden, was spektakuläre Manöver und Tricks ermöglicht. Die in den USA entwickelte Sportart wurde zur Trendsportart und hat sich weltweit etabliert. Das Windsurfen ist aus dem Wellenreiten entstanden: Die Nutzung der Kraft des Windes ermöglichte es, sich das mühsame Paddeln gegen die Wellen zu ersparen.

Geschichte des Windsurfens

Im November 1964 zeichnete Newman Darby sein Darby Sailboard. Er verwendete dabei ein Segel ähnlich einem Kinderdrachen, bei dem ein Mast beweglich mit dem Surfboard verbunden war und eine horizontale Spiere zum Halten des Segels diente.

Der Amerikaner Jim Drake, Ingenieur des US-Verteidigungsministeriums, versah ein Surfboard mit einem Segel, um das lästige Paddeln durch die Wellen zu vermeiden und entwickelte dazu das Bauprinzip des Windsurfers mit „Paar gekrümmter Bäume, welche querab zur Spiere verlaufen und zwischen sich das Segel haltern“, wie der Gabelbaum umschrieben wird. Finanziert wurde das Projekt von seinem damaligen Freund Hoyle Schweitzer, mit dem gemeinsam er 1969 ein Patent bei dem US-amerikanischen Patentamt United States Patent and Trademark Office (USPTO) anmeldete. Drake startete in der Jamaica Bay in New York am 21. Mai 1967 zum ersten Mal seinen Windsurfer „Old Yeller“. Vor ihm hatte der Engländer Peter Chilvers mit der Idee gespielt, ein Surfbrett mit einem Segel zu verbinden. Jedoch hatte Drake schließlich die entscheidende Idee, das Segel mit einem Gabelbaum zu spannen sowie moderne Materialien für Brett, Mast und Segel einzusetzen. Am 6. Januar 1970 wurde dem Patentantrag „für ein windbetriebenes Fahrzeug“ stattgegeben.

Hoyle Schweitzer erkannte die wirtschaftlichen Möglichkeiten des Windsurfens und trieb die Entwicklung weiter voran. Zusammen mit seiner Frau Diana gründete er das Unternehmen Windsurfing International Inc. und übernahm 1973 auch Drakes Anteile an den Patentrechten. Ein Jahr, nachdem Windsurfen erstmals olympische Disziplin geworden war, lief das Patent aus.

In Europa wurde das Patent in einem Verletzungsverfahren vor dem Münchner Patentgericht eingeschränkt. Ursprünglich hatten Schweitzer und Drake das Kardangelenk des Mastfußes und das Rigg (die Einheit aus Segel, Mast, Mastfuß und Gabelbaum) geschützt. Das Gericht würdigte aber die frühere Erfindung von Newman Darby, der bereits sein Segel beweglich mit dem Board verbunden hatte und beließ Schweitzer nur den Gabelbaum als Patentinhalt, da der Gabelbaum im Gegensatz zu dem kinderartigen Drachensegel von Darby mit nur einer Haltespire eine deutliche Verbesserung darstellte. Das beschnittene Patent mit dem Gabelbaum reichte aber aus, um praktisch in allen patentgeschützten Märkten Lizenzen eintreiben zu können.

Das heutige Windsurfen wurde also von drei Personen entwickelt: Newman Darby als eigentlicher Erfinder, Jim Drake als Erfinder des Gabelbaumes und Hoyle Schweitzer, der es als einziger verstand, Windsurfen zum weltweiten spektakulären Trendsport zu etablieren.

In den folgenden Jahren setzte parallel zu neuen Materialien und Innovationen eine starke Verbreitung der neuen Sportart ein. Wesentliche Meilensteine setzte „Windsurfing Hawaii“ in den Jahren 1976–1977 mit der Entwicklung des Trapezes zur Entlastung der Hände, Fußschlaufen für höhere Standfestigkeit auf dem Brett, leichten und agilen Brettern, die Sprünge ermöglichten, sowie mit kürzeren Gabelbäumen. Parallel zu diesen frühen Funboardaktivitäten in Hawaii hat sich Ende der siebziger, Anfang der achtziger Jahre des vergangenen Jahrhunderts in Europa eine wachsende Gemeinde von Longboardenthusiasten gebildet. So konnten zum Beispiel das Ostermann Board, auf dem später (1984) um olympisches Gold gesegelt werden durfte oder auch der Mistral Competition, der mit 270.000 Exemplaren das meistverkaufte Surfboard aller Zeiten wurde, dazu beitragen, dass in Europa Mitte der achtziger Jahre etwa 2,8 Millionen Surfer ihrem Sport frönten. Die Mutter aller Trendsportarten war damit geboren.
Windsurfer umgab das Image von Freiheit und Naturverbundenheit. Rund um das Windsurfen und seine Idole wurde in den 1980ern bis Mitte der 1990er Jahre ein regelrechter Kult betrieben. Der Surfertyp wurde mit hübschen Mädchen, eigener Mode und Lebenseinstellung in Verbindung gebracht. Die Trendsportart wurde bestens vermarktet und fand Anhänger in aller Welt. Eigene Magazine wie „Surf“ und „Stehsegelrevue“ verbreiten im deutschem Sprachraum die neuesten Trends und Informationen.

Diese Blütezeit des Surfens war als Massensport eine kurze, denn die einseitige Berichterstattung in den Fachmagazinen über die Kurzbrettszene (engl. Funboard), die 1980–1983 aus Hawaii nach Europa herüberschwappte, überforderte viele Longboardsurfer in Europa. Kaum einer wollte als „Stehsegler“ gelten, wenn andere über meterhohe Wellen sprangen. 1986 wurden in Deutschland noch 180.000 Surfboards verkauft. Seitdem ist die Zahl bis zum heutigen Tag konstant rückläufig. 2005 gingen in Deutschland gerade einmal 9.000 Surfboards über den Ladentisch. Damals wie heute erlernen etwa 40.000–50.000 Menschen das Windsurfen (belegt durch den VDWS, Verband der deutschen Windsurfing Schulen), allerdings mit dem dramatischen Unterschied, dass in den achtziger Jahren praktisch alle Neueinsteiger „on Board“ blieben, während heute 95 Prozent der Anfänger nach dem Erwerb des „Windsurfing Grundscheines“ diesen Sport wieder aufgeben.

Die Funboards ( kurzen Surfbretter ) mit einer Länge von ca. 2,5m sind jedoch deutlich schwerer zu handhaben als die früheren Longboards mit einer Länge von 3,5m- 3.8m, und die athletischen Voraussetzungen sind deutlich höher, um damit richtig surfen zu können. Außerdem ist auch mehr Wind erforderlich, um die Leistungsfähigkeit des Kurzbretts auszuschöpfen. Das alles hat dazu geführt, dass weniger athletische beziehungsweise weniger geduldige Surfer den Sport wieder aufgaben. Gleichzeitig verdankt der Sport dem Funboard eine atemberaubende Akrobatik und völlig neue Fahrtechniken wie die Faszination des „Gleitens“ und die Beherrschung der Welle.

Windsurf Wettkämpfe

Offizielle Windsurfwettkämpfe verlangen eine Windgeschwindigkeit von 10 Knoten (18,5 km/h). Das entspricht der Windstärke 4, oder der Meldung „mäßiger Wind“ im Wetterbericht. Bei dieser Windstärke beginnen die Surfbretter auf dem Wasser zu gleiten und werden dabei deutlich schneller als 20 km/h. Freestyle (Vielfalt, Originalität und Ausführung artistischer Elemente wie Loopings, Drehungen und Sprünge) und Waveriding (Sprünge über die Wellen und das Abreiten der Wellen) sind durch Kampfrichter bewertete Wettbewerbe. Olympische Klasse, Formula Klasse, Slalom und Supercross sind Rennen, bei denen viele Teilnehmer einen festgelegten Kurs absolvieren. Speed ist ein Rennen, bei dem die Teilnehmer nacheinander einen geraden Kurs befahren (z. B. 500 Meter oder eine halbe Meile). Indoor sind Hallenwettbewerbe, meist für Freestyle und Long Distance sind Langstrecken-Wettfahrten.

Olympia

Das Windsurfen wurde für Männer 1984 in Los Angeles olympische Disziplin, die Frauen folgten 1992 in Barcelona. Die Ausrüstung der olympischen Klasse ist für alle Teilnehmer gleich. Für die Olympischen Spiele 1984 setzte sich bei der IYRU (International Yacht Racing Union) der deutsche Windglider als einzig zulässiger Surfbretttyp gegen den weltweit meistgefahrenen Typen Windsurfer durch. 1996, 2000 und 2004 wurden die Windsurfregatten auf dem Mistral One Design gefahren. Auf der ISAF-Jahreshauptversammlung 2005 wurde der Neilpryde-Vorschlag „RS:X“ zum neuen Olympiaboard für die Olympischen Spiele 2008 in Peking gewählt.

Welt- und Europameisterschaften

Jährlich wird von der Professional Windsurfers Association (PWA) die Surfweltmeisterschaft in den Disziplinen Wave, Freestyle, Slalom, Supercross und teilweise Indoor ausgetragen. Daneben werden Weltmeister für Speed, Racing und in der Formulaklasse gekürt. Außerdem gibt es die Europameisterschaften im Freestyle, ausgetragen durch die EFPT (European Freestyle Pro Tour). Im deutschsprachigen Raum finden diese Wettbewerbe meist auf Sylt oder in Podersdorf statt. Der Windsurf World Cup Sylt ist die größte Veranstaltung ihrer Art, die regelmäßig ausgetragen wird.

Geschwindigkeiten und Rekorde

Üblicherweise gleiten Surfbretter mit 30 bis 45 Kilometer pro Stunde über das Wasser. Die Rekordgeschwindigkeiten über 80 km/h werden nur bei Sturmstärken auf sehr glattem Wasser mit speziellen, ca. 25 cm breiten Surfbrettern (sogenannten Speedneedles) erreicht. Die Kurzstrecken-Weltrekorde werden in der Regel auf einer künstlichen Wasserfläche am Strand von Saintes-Maries-de-la-Mer in der französischen Camargue aufgestellt; dort wurde eigens ein 1.100 m langer und 15 m breiter Kanal (le canal, auch French Trench) angelegt, um auch bei hohen Windgeschwindigkeiten die – Geschwindigkeit reduzierende – Wellenbildung auf dem Wasser fast vollständig zu verhindern.

Der absolute Geschwindigkeitsrekord wird seit dem 6. März 2008 mit 49,09 Knoten (90,9 km/h) vom Franzosen Antoine Albeau gehalten.
Im Oktober 2004 holte der Ire Finian Maynard den Weltrekord für segelgetriebene Wasserfahrzeuge über 500 m vom Trimaran Yellow Pages Endeavour zu den Surfern.
Am 10. April 2005 verbesserte er seinen Rekord noch auf 48,7 Knoten (90,2 km/h), was vom World Sailing Speed Record Council am 11. April 2005 ratifiziert wurde.
Der schnellste Segler ist auf diese Strecke der Trimaran L’Hydroptère mit 44,81 Knoten; anders als die Surfer segelt die Hydroptère ihre Rekorde allerdings nicht auf einem künstlichen, optimierten Gewässer, sondern in Küstengewässern mit natürlichen Wellen.
Den Weltrekord für segelgetriebene Wasserfahrzeuge über eine Seemeile (1852 m) hielt ab dem 15. Oktober mit 39,97 Knoten ebenfalls Maynard. Am 31. Oktober 2006 übernahm der vorherige Weltrekordler Bjørn Dunkerbeck mit 41,14 Knoten wiederum den Rekord.
Am 24. April 2007 brachte der Trimaran L’Hydroptère mit 41,69 Knoten pro Seemeile den Rekord jedoch wieder zu den Seglern.
Seit dem 28. Oktober 2010 gilt der Kite-Surfer Rob Douglas (USA) als neuer Weltrekordhalter. Während der Lüderitz Speed Challenge (Namibia) fuhr er 55,65 Knoten, das sind 103,06 km/h.

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