Beim Windsurfen spielt die Wahl des richtigen Boards eine zentrale Rolle für Fahrspaß, Lernerfolg und sportliche Weiterentwicklung. Je nach Können, Fahrstil und Revierbedingungen kommen unterschiedliche Boardtypen zum Einsatz. Welcher Typ das ist, entscheidet sich anhand verschiedener Kriterien. Beispielsweise dem gewünschten Windsurf-Stil, den Surfbedingungen vor Ort und den Fähigkeiten der surfenden Person.
Aufbau eines Windsurfboards
Ein Windsurfboard besteht aus verschiedenen Bauteilen und Materialien, die zusammen das Fahrverhalten bestimmen:
Bauteil | Funktion / Bedeutung |
---|---|
Outline (Silhouette) | Kurz = wendig, lang = laufruhig, breit = stabil |
Unterschiff | Form der Boardunterseite (V-Shape, Konkaven, Channels, Cut-Outs, Wings) beeinflusst Gleiteigenschaften und Wendigkeit |
Deck | Form und Volumenverteilung zwischen Nose und Tail; beeinflusst Balance und Übergang ins Gleiten |
Rails | Seitliche Kanten, beeinflussen Drehverhalten und Stabilität |
Nose & Tail | Front und Heck mit verschiedenen Formen für Kontrolle, Geschwindigkeit und Wendigkeit |
Materialien
Materialtyp | Eigenschaften |
---|---|
Polypropylen (PE) | Robust, langlebig, aber schwer und weich |
Epoxidharz (Epoxy) | Härter und leichter als PE, langlebig |
Sandwich-Bauweise | Leichter Hartschaumkern mit starker Außenhaut |
Laminat | Außenhaut aus Carbon, Fiberglas, Innegra oder Kevlar, imprägniert mit Epoxidharz |
Die wichtigsten Boardtypen im Vergleich
Die folgende Tabelle zeigt die gebräuchlichsten Windsurfboard-Typen, geordnet nach Zielgruppe, bevorzugtem Einsatzbereich und den jeweiligen Haupteigenschaften:
Typ | Zielgruppe | Einsatzbereich | Hauptmerkmale |
---|---|---|---|
Beginner | Einsteiger, Surfschulen | Schwachwind, Schulung | Sehr stabil, viel Volumen, oft mit Schwert, kippstabil |
Freeride | Freizeit-, Aufsteiger | Flachwasser, leichter Wellengang | Einfach zu fahren, gute Kontrolle, vielseitig |
Freemove | Sportliche Freizeitfahrer | Allround | Kombination aus Freeride & Freestyle, agil & fehlerverzeihend |
Freestyle | Trick- und Sprunginteressierte | Flachwasser | Sehr wendig, leicht, kurz, für Drehungen & Sprünge |
Wave | Wellen- und Starkwindsurfer | Brandung, hohe Wellen | Kompakt, robust, mehrere Finnen, hohe Kontrolle |
Slalom | Fortgeschrittene, Racer | Flachwasser, Speedkurse | Sehr schnell, schmal, wenig drehfreudig, anspruchsvoll |
Speed | Profis, Geschwindigkeitsrekorde | Speedstrips, flaches Wasser | Extrem schmal, hohe Endgeschwindigkeit, nur für erfahrene Fahrer |
Race / Foil-Race | Regattasurfer | Wettbewerbe, Kursrennen | Leistungsstark, breite Shape, große Segel, Foil-Option |
Foilboard | Fortgeschrittene, Technikfans | Schwachwind, Gleitbedingungen | Mit Hydrofoil, gleitet früh, „fliegendes“ Fahrgefühl |
Convertible | Flexibel orientierte Surfer | Verschiedene Wind- und Wasserlagen | Nutzt Finne oder Foil, vielseitig, moderne Hybridform |
Freeride-Boards
Diese Surfbretter wurden für das entspannte Cruisen und kleine Speedduelle konzipiert. Sie haben tendenziell flache Bodenkurven, breitere Hecks und lange, gerade Finnen. Das sorgt für kippstabile Fahreigenschaften, frühes Angleiten und ein gutes Höhelaufen. Freeride-Boards sind ideal für Aufsteiger und Freizeitfahrer – aber auch Profis greifen bei moderaten Bedingungen gerne auf sie zurück.
Freemove-Boards
Als Mischung aus Freeride und Freestyle konzipiert, bieten diese Boards eine sportlichere Alternative für Freizeitwindsurfer. Mit mittelbreitem Shape, agiler Bauweise und dennoch einfacher Kontrolle eignen sie sich hervorragend für Fahrer, die sowohl Manöver fahren als auch flott gleiten möchten. Das ideale Allround-Board für ambitionierte Hobbyfahrer.
Freestyle-Boards
Freestyle-Windsurfer bevorzugen kurze, breite Boards mit kleiner Finne und flachem Unterwasserschiff. Sie sind speziell für Tricks wie Chop Hops, Flakas oder 360er optimiert. Diese Bretter sind extrem wendig, haben eine schnelle Rockerline und lassen sich präzise manövrieren. Wegen des geringeren Volumens (oft 80–120 Liter) sind sie für erfahrene Fahrer konzipiert, die Kontrolle bei hoher Beweglichkeit suchen.
Wave-Boards
Diese Boards sind für den Einsatz in der Brandung optimiert. Sie besitzen einen kompakten Shape, hohe Kantenkontrolle, mehrere Finnen (z. B. Thruster oder Quad) und eine robuste Bauweise. Ihre Stärken liegen in radikalen Turns auf der Welle, Sprüngen über die Lippe und extremer Kontrolle bei starkem Wind. Für Wellensurfer mit Erfahrung in kabbeligen Bedingungen.
Slalom-Boards
Slalom-Windsurfboards sind auf Höchstgeschwindigkeit im Geradeauslauf ausgelegt. Sie haben flache Bodenkurven, scharfe Rails, lange Finnen und ein schmales Profil. Fußschlaufen sind weit außen platziert, um maximale Hebelwirkung zu erzielen. In Verbindung mit großflächigen Segeln ermöglichen sie sehr frühes Angleiten und hohe Topspeeds – stellen aber hohe Anforderungen an Technik und Balance.
Speed-Boards
Speedboards sind die konsequente Weiterentwicklung von Slalom-Boards – reduziert auf reinen Geradeaus-Speed. Mit extrem schmaler Silhouette, sehr harter Rockerlinie und besonders langen Finnen ausgeführt, können erfahrene Windsurfer hiermit nahezu 100 km/h erreichen. Ihre Konstruktion ist kompromisslos auf minimale Reibung ausgelegt. Nur für Profis mit passendem Revier.
Race-Boards / Foil-Race
Diese Bretter sind für Regatten, Up-Down-Kurse und Wettkämpfe mit maximaler Effizienz ausgelegt. Sie haben breite Shapes für Stabilität, große Volumenreserven und sind für den Einsatz mit übergroßen Segeln optimiert. Inzwischen sind viele Modelle auch als Foil-Varianten erhältlich und bieten bei gleichem Windvorteil eine neue Dimension an Geschwindigkeit.
Foilboards (Hydrofoil)
Foilboards besitzen anstelle der Finne ein Foil-System (Tragflügel unter Wasser), das das Board ab einer gewissen Geschwindigkeit aus dem Wasser hebt. So entsteht nahezu reibungsloses Gleiten auch bei sehr wenig Wind. Diese Boards sind kurz, relativ breit und oft mit speziellen Mastboxen für das Foil ausgestattet. Viele Wave- und Freeride-Boards lassen sich nachrüsten.
Convertible-Boards
Diese Hybridmodelle lassen sich sowohl mit Finne als auch mit Foil fahren. Sie vereinen die Vorteile beider Konzepte und bieten damit hohe Flexibilität je nach Wind- und Wasserbedingungen. Ideal für Windsurfer, die sich nicht auf eine Disziplin festlegen möchten oder ihr Material optimal ausnutzen wollen.
Einsteiger-Boards
Beginnerboards sind besonders voluminös, breit und kippstabil. Sie erleichtern das Erlernen der Grundtechniken, bieten gute Balance und oft ein Schwert zur Verbesserung des Höhelaufens. Ideal für Schulungen und erste Erfahrungen auf dem Wasser.
Hinweise zur Boardwahl
Bei der Auswahl eines Boards spielen folgende Faktoren eine wichtige Rolle:
- Körpergewicht → beeinflusst die Volumenwahl (Richtwert: Gewicht + 20–40 Liter für Einsteiger)
- Windbedingungen → Schwachwind oder Starkwindreviere
- Revierart → Flachwasser, Binnensee, Meer mit Brandung
- Fahrkönnen & Zielsetzung → Manöver, Geschwindigkeit, Welle oder Allround
Board- und Segelgrößen
Neben der Wahl des passenden Boardtyps spielen auch das Körpergewicht, die Windbedingungen und das eigene Können eine entscheidende Rolle bei der Auswahl der richtigen Kombination aus Volumen und Segelfläche. Insbesondere auf Binnenseen mit typischen Windstärken zwischen 3 und 6 Beaufort gelten folgende Faustregeln:
Empfohlene Boardvolumen und Segelgrößen auf Binnenseen
Windstärke | 55 kg Körpergewicht | 65 kg Körpergewicht | 75 kg Körpergewicht | 85 kg Körpergewicht | 95 kg Körpergewicht |
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3 Bft | Anfänger: 130 l – 6 m² Fortgeschrittene: 110 l – 6,5 m² | Anfänger: 150 l – 6,5 m² Fortgeschrittene: 130 l – 7 m² | Anfänger: 160 l – 7 m² Fortgeschrittene: 150 l – 8,5 m² | Anfänger: 170 l – 7,5 m² Fortgeschrittene: 170 l – 10,5 m² | Anfänger: 190 l – 8 m² Fortgeschrittene: 170 l – 10,5 m² |
4 Bft | Anfänger: 120 l – 5 m² Fortgeschrittene: 95 l – 5 m² | Anfänger: 130 l – 5,4 m² Fortgeschrittene: 110 l – 5,5 m² | Anfänger: 140 l – 6 m² Fortgeschrittene: 130 l – 6,5 m² | Anfänger: 150 l – 6,6 m² Fortgeschrittene: 140 l – 8,5 m² | Anfänger: 160 l – 7 m² Fortgeschrittene: 150 l – 9 m² |
5 Bft | Anfänger: 100 l – 4,5 m² Fortgeschrittene: 85 l – 4,5 m² | Anfänger: 110 l – 4,8 m² Fortgeschrittene: 100 l – 5 m² | Anfänger: 120 l – 5 m² Fortgeschrittene: 110 l – 5,5 m² | Anfänger: 130 l – 5,8 m² Fortgeschrittene: 120 l – 6 m² | Anfänger: 140 l – 6,5 m² Fortgeschrittene: 125 l – 6,5 m² |
6 Bft | Anfänger: 90 l – 4 m² Fortgeschrittene: 78 l – 4 m² | Anfänger: 100 l – 4,3 m² Fortgeschrittene: 90 l – 4,5 m² | Anfänger: 110 l – 4,6 m² Fortgeschrittene: 100 l – 5 m² | Anfänger: 125 l – 5 m² Fortgeschrittene: 105 l – 5,5 m² | Anfänger: 130 l – 5,5 m² Fortgeschrittene: 110 l – 6 m² |
7 Bft | Fortgeschrittene: 72 l – 3,5 m² | Fortgeschrittene: 75 l – 4 m² | Fortgeschrittene: 80 l – 4,5 m² | Fortgeschrittene: 90 l – 5 m² | Fortgeschrittene: 95 l – 5,5 m² |
8 Bft | Fortgeschrittene: 64 l – 3,2 m² | Fortgeschrittene: 67 l – 3,4 m² | Fortgeschrittene: 69 l – 3,7 m² | Fortgeschrittene: 72 l – 4 m² | Fortgeschrittene: 78 l – 4,5 m² |
Bei der Wahl eines Windsurfboards sollten neben dem Typ weitere Faktoren berücksichtigt werden:
- Körpergewicht: beeinflusst die Volumenwahl (Faustregel: Körpergewicht + 20–40 Liter für Einsteiger)
- Wind- und Revierbedingungen: Flachwasser oder Welle, konstante oder böige Winde
- Segelgröße: je größer das Segel, desto mehr Volumen und Breite sollten Board und Finne bieten
- Persönliche Zielsetzung: Lernziele, sportlicher Ehrgeiz oder reines Freizeitvergnügen
by Speefak