Linux ist nichts für dich.

Linux ist nichts für dich – Lass es.

Ernsthaft, spar dir die Mühe. Du bist damit restlos überfordert. Du wirst umsonst Stunden Tage damit verschwenden, nur um am Ende verzweifelt aufzugeben. Du wirst umsonst die Mühen anderer Leute beanspruchen. Du wirst in wenigen Tagen wieder Windows installiert haben, wozu also die Mühe?

Du denkst ich scherze? Ganz und gar nicht, tu doch, was du nicht lassen kannst, aber heul hinterher nicht rum und sag, ich hätte dich nicht gewarnt.

Du hast die falschen Motive

Du bist die geistige Computerelite. Zumindest hälst du dich dafür. Du benutzt Hackerprogramme wie Firefox und mIRC, du kennst elitäre Untergrundforen und du hast eine Homepage bei Funpic. Du reparierst anderer Leute Rechner (soll heißen, du formatierst deren Platten und installierst Windows neu) und überhaupt hält man dich in deiner Klasse für einen Computerexperten.

Doch du hast ein Problem. Du langweilst dich. Du hast dein nicht lizenziertes Windows schon ausgiebig durchgeklickt, du kennst all die tollen Einstellungen. Im Prinzip gefällt dir Windows, aber du fühlst dich damit nicht mehr elitär genug – schließlich hat das heute ja jeder. Bislang beschränktest du dich darauf qualifizierte Kommentare in Webforen von dir zu geben. So erfreutest du deine Mitleser mit Sprüchen wie “LOL! Scheiß M$! OMFG!11111einseinseinself” und “Drecks Windoof!!!einseinseinseins”, nur um deine tiefgehende und fundierte Abneigung gegenüber Windows kund zu tun.
Doch das reicht dir jetzt nicht mehr. Nach der fünften Partie Counterstrike schaust du bei deinen Freunden im IRC vorbei. Dort erzählt man dir von einem echten Hackerbetriebssystem. Die Elite benutzt nämlich Linux. “Boa ist das toll!”, hört man von dir nur noch und “wo gibts ISOz?”, fügst du noch an. Doch die Antwort nimmst du schon gar nicht mehr wahr; längst bist du in der Piratenbucht angekommen und suchst dort nach Linux. Linux 10. Oder Linux 11. Egal.

Als echter Hacker ist dir natürlich auch Filesharing nicht fremd und mit deinem DSL-16000 hyper hyper schnell Anschluss dauert das auch gar nicht lange, bis du die 2 DVDs gezogen hast. Du bist dir zwar nicht ganz sicher, was du mit dieser komischen “Suse.Linux.10.2.x86_64.DVD.iso” nun machen sollst, aber zum Glück gibt es Webforen, wo man dir sagt, dass du das Ding nicht mit dem Packprogramm deiner Wahl entpacken musst und das überhaupt die falsche Architektur ist. Die Installation ist mittlerweile idiotensicher einfach und so lacht dich schon bald dein neues Linux mit KDE an. Windows dachtest du dir, wirst du sowieso nicht mehr brauchen, so hast du es gleich bei der Gelegenheit gelöscht.

Linux ist kein Ersatz für Windows

So stehst du nun da, vor deinem neuen Linux 10.2 und du versuchst dich zurechtzufinden. “Im Prinzip”, sagst du dir, “ist das ja ganz nett”. Aber trotzdem kannst du die Systemsteuerung nicht finden. Überhaupt funktioniert einiges nicht und du fragst dich, wieso du keine MP3s abspielen kannst. Du fragst dich, warum das hier alles so kompliziert ist und überhaupt: wozu brauch man 2007 noch eine Konsole?
Bald offenbart man dir aber gar die Apokalypse. Man macht dir klar, was du nie für möglich gehalten hättest: oh Schreck – unter Linux läuft nicht einmal dein Lieblingsballerspiel! Die Nachricht trifft dich schwer. Aber gut denkst du dir, du bist jetzt motiviert und ein neuer Mensch – komm ich mal wieder zum Photoshop üben. Oh, da war doch noch was: ja, auch kein Photoshop. Nur Gimp. Was für ein Ersatz. Überhaupt wunderst du dich, warum du in deinem Startmenü geschätzte 2000 Programme hast, aber nichts brauchbares.

Aber du bist ein echter Hacker. Du gibst nicht auf. Du bist stur. Du willst allen beweisen, wie elitär du bist. In der Schule hast du schließlich schon einmal angekündigt, dass du jetzt Linuxhacker bist. Aber so recht magst du nicht warm werden, mit deinem Linux. Im Gegenteil, du findest das alles verwirrend und man verweist dich immer wieder auf Howtos und Manpages und so unlustigen Kram. Lesen? Für den Arsch. Da hättest du gleich ein Buch aufschlagen können oder für die Schule Dürrenmatts “Die Physiker” lesen. Wer will schon lesen, wenn er einen Rechner hat? Voll überflüssig!

Du fragst dich, was alle so toll finden, an diesem Linux. Wie soll das jemals ein Ersatz für “Windoof” werden, fragst du dich, wenn da nicht einmal die einfachsten Dinge funktionieren. Das Linux eine Alternative ist, darauf kommst du gar nicht erst. Schließlich sieht dieses KDE ja sogar ein bisschen wie Windows aus. Trotzdem, aufgeben kommt für dich nicht in Frage. Du fragst dich zwar, wie dieses archaische unflexible Etwas, jemals Windows ersetzen soll. Wie sollen diese komischen RPMs jemals gegen einen Doppelklick auf “setup.exe” ankommen? Überhaupt beginnst du früher ganz alltägliche Dinge zu vermissen: “wie, Kernelmodul kompilieren? Ich will doch nur, dass ich eine höhere Auflösung als 640×480 auf meinem Desktop habe”.

Du bist nicht bereit, dir Wissen anzueignen

“Früher”, denkst du dir, “habe ich einfach nur solange herumgeklickt, bis das Ding lief”. So müsste das doch unter Linux auch funktionieren, sagst du dir. Fünfzehn Postings in Webforen und 20 Stunden im IRC später, nachdem du dich durch all die “RTFM”-Prolls gewühlt hast, findest du doch noch ein oder zwei mitleidige Ratschläge. Du verstehst überhaupt nicht, was die Leute alle von dir wollen! Die haben schließlich auch alle mal klein angefangen! Wieso hilft man dir nicht? Wieso sind die Leute alle so unhöflich? Arrogantes Volk, diese Linuxer. Das beste, was du von denen zu hören kriegst, sind unnütze Links zu irgendwelchen englischen Seiten. Nicht, dass du einen Blick darauf werfen würdest, es kann ja schließlich nicht so schwer sein, einfach eine Antwort auf eine simple Frage zu geben.
Alle sind schuld, nur du nicht. Und überhaupt, wieso ist Linux nicht mehr wie Windows? So einsteigerfreundlich und einfach. Dir reicht es nun. “Wenn das alles ist”, sagst du dir, “was Linux zu bieten hat, na dann bleib ich doch mit Freuden bei Windows”. Der Wiederumstieg fällt dir nach den längsten drei Tagen deines Lebens auch gar nicht so schwer, nachdem man dir im IRC empfahl einfach die Festplatte zu “optimieren“:

Natürlich hast du das gemacht. Du hattest gar nicht erst nachgefragt, was du damit tust. Dafür bist du nun erst einmal von Linux geheilt. Aber letztens, im IRC, da sagte man dir, dass auch auf deinem WLAN-Accesspoint Linux liefe und der würde daraus die eierlegende Wollmilchsau machen. Das probierst du. Nächstes Wochenende.

6 thoughts on “Linux ist nichts für dich.

    1. Mint ist so eine Sache … noch ein Debian Fork ohne wirkliche Innovation. Die Paketverwaltung ist unnötig verkompliziert worden und dadurch ziemlich unübersichtlich.

  1. Hmm ach war das noch lustig mit DLD Linux, dann aber Kamm OS/2 und Linux war zu nix mehr da als zum Basteln.
    Nach OS/2 dann Windows NT. Jetzt seit fast 2 Jahren glücklich mit Windows 10 verheiratet.
    In der Vbox VM ist ein OS/2 und SuSE Tumbleweed, aber auch nur installiert und gut ist.

    Ich brauche nur 10 Minuten um unter Win 10 alles so einzurichten wie vor dem Clean Install oder zu einem neuen Upgrade.
    Und für die Adobe Creativ Suite zahle ich 59 Euro Pro Monat und habe alles von denen.
    Wenn ich so den Gimp pups anschaue da lache ich immer darüber.

    Linux zum Basteln ist OKI zum Arbeiten unbrauchbar.

    1. Ich arbeite seit 1o Jahren mit Linux und bezweifle stark, dass man in 10 Minuten alles so eingerichtet hat, wie vor einer Neuinstallation war ( es sein denn man hat sein Windows nicht personalisiert und nutzt das default Windows ). Grafiken mit Gimp zu erstellen ist auch kein Thema und dafür knapp 600 € / jährlich raus zuschmeißen – naja jedem das seine. Seit 2014 ist Linux m.M.n vollkommen endverbraucherkompatibel und im Vergleich zu den proprietären Programmen kostenlos, von der Sicherheit fange ich erst gar nicht an und im Serverbereich und Netzfunktionalitäten ist Windows vollkommen raus.

      PS : Ich brauche wirklich nur 5 Minuten ( bei einer 100mbit Netzanbindung ) und 20 Tastenanschläge um den kompletten Systemzustand des personalisierten Systems incl. aller Einstellungen wiederherzustellen 😉

  2. Ein bisschen aus der Zeit gefallen, oder? hda-Devices? Ewig her. Counterstrike läuft inzwischen auf Linux, spielt aber keiner mehr.

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